Der Begriff des „lebenslangen Lernens“ ist ein sehr etablierter Begriff, grade auch in der Arbeitswelt. Vielen ist mittlerweile klar, dass sie ihr Leben lang lernen müssen, um mit Veränderungen Schritt halten zu können. Durch meine Teilnahme am Kompaktlehrgang der IHK zur Ausbildung als Ausbilder, habe ich hier eine neue Perspektive gewonnen. Ist das Modell des „lebenslangen Lernens“ im Arbeitskontext nicht mittlerweile überholt? Braucht es nicht ein neues Modell mit dem wir uns zum stetigen Wandel der Arbeitswelt verpflichten können? Ich meine ja und empfehle die lebenslange Ausbildung.
Nach der Schule beginnt für viele junge Menschen der Ernst des Lebens. In einem Augenblick standen Sie noch auf dem Schulhof, brüteten über Klassenarbeiten oder schrieben In/Out-Listen (Oder was auch immer Jugendliche in der Schule heute so tun). Einen Wimpernschlag später beginnen sie, sofern nicht vorher das Studium ruft, eine Berufsausbildung und werden Teil eines Unternehmens. Hier herrscht der harte Wind des Arbeitsalltags. Derbe Witze der Kollegen oder trockene Büroluft mit einem Hauch von Toner wehen ihnen um die Nase. Wie verhalte ich mich richtig? Was erwartet mein Gegenüber? Wie kann ich mich einbringen und was mache ich bloß acht Stunden lang?
Am Anfang wechselt sich ihre Arbeiten noch mit der Berufsschule, im sogenannten dualen System, ab doch spätestens mit Bestehen der Abschlussprüfung werden aus ihnen vollwertige Arbeitnehmer. So zumindest die Theorie.
Die Auszubildenden gelten, zumindest nach BBiG und AEVO als zarte Pflanzen, welche unter keinen Umständen seelischem oder körperlichem Leid ausgesetzt werden dürfen. Bekanntermassen bricht menschliches Porzellan schnell. Das heißt Angst und Frustration sind von ihnen fernzuhalten. Dagegen sollten Sinn, Lob, Herausforderung und Ermutigung im Vordergrund stehen. Lerninhalte sind nach dem didaktischen Prinzip auf den einzelnen Auszubildenden abzustimmen. Bereits sehr früh soll so das Prinzip des selbständigen Handelns in sich verändernden Umgebungen verinnerlicht werden.
Vieles von dem, was ich zusammen mit meinen Mitstreitern im Kompaktlehrgang zur Ausbildung der Ausbilder bei der IHK gelernt habe, erinnert mich an die Diskussion um die „neue Arbeit“. Es geht um das Ausschalten von Demotivation und die aktive Förderung von innerer Motivation. Das Schaffen von kreativen Umfeldern. Hilfestellung bei der Suche nach dem Sinn der Arbeit.
Warum aber endet eigentlich unsere Berufsausbildung irgendwann? Stehen sich der Gedanke des lebenslangen Lernens und einer endenden Berufsausbildung nicht entgegen?
Mir wurde klar, dass in einer qualifizierten Berufsausbildung viele Themen behandelt werden, die einen Arbeitnehmer auch noch nach seiner Berufsausbildung betreffen und beschäftigen. Vielleicht sogar noch viel mehr als zur Zeit seiner Ausbildung.
Ganz selten ist es, wenn jahrelange Tätigkeit keinen Zuwachs an Wissen hervorbringt. So kann man argumentieren, befindet sich letztendlich jeder Arbeitnehmer, auch Jahre nach seinem Studium oder seiner Ausbildung, in einem Verhältnis des ständigen Lernens. Da liegt wiederum der Gedanke nicht fern den Job als eine Art der Ausbildung zu sehen. Durch diesen Perspektivwechsel erhält unser Berufsleben neue Facetten.
Ein Unternehmen, welches sich zu der lebenslangen Ausbildung verpflichtet, könnte großen Wert auf Mentoring Programme legen. Außerdem stünden vielleicht nicht nur fachliche oder sprachliche Fähigkeiten im Vordergrund, sondern auch die sozialen- bzw. persönlichen Kompetenzen. Wie kann ich als Mitarbeiter noch besser lernen? Wie kann ich mich in ein bestimmtes Thema noch besser einarbeiten? Auf diese Fragen muss ein Erwachsener oftmals alleine eine Antwort finden. Doch gibt es grade in der Erwachsenenbildung genügend gesicherte Erkenntnisse und Methoden, welche sich im betrieblichen Alltag anwenden lassen.
Während ich den Lehrgang besuchte, dachte ich oftmals, na toll, die Dinge über die viele (und auch ich) immer so großartig schreiben, sind längst Teil der idealtypischen Berufsausbildung junger Menschen. So ist es doch andersherum verwunderlich, warum „New Work“ auf der anderen Seite so gehypt ist. Liegt es vielleicht an der Überzahl an Studenten? Das verkopfte Akademiker eben ohne diese berufliche Handlungskompetenz dann die Büros fluten?
Für mich persönlich habe ich eines erkannt. Ich befinde mich, egal in welcher Position ich arbeite, immer in einer Art Ausbildungsverhältnis. Als Auszubildender habe ich damit die Möglichkeit berufliche Situationen als Unterweisung wahrzunehmen. Diese Unterweisung wiederum gibt mir die notwendige Distanz mich auszuprobieren und meine Kompetenzen zu steigern. Das gelingt mir natürlich besser, wenn diese Situationen auf mein individuelles Können zugeschnitten sind. Auf der anderen Seite laufe ich damit nicht Gefahr irgendwann zu glauben alles zu wissen. Es gibt dort draußen immer etwas neues zu lernen oder zu erfahren.
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