Kennen Sie Ihren Wert? Wissen Sie genau was Sie verdienen bzw. verdienen sollten? Das Gehalt ist in der transaktionalen Beziehung die monetäre Anerkennung des Arbeitgebers gegenüber der geleisteten Arbeit des Arbeitnehmers. Doch ist dieses Gehalt weit davon entfernt immer fair und gerecht Leistung zu entlohnen. Welche Faktoren hier eine Rolle spielen und was es für verschiedene Studien zu diesem Thema gibt, zeigt der nachfolgende Artikel.
Am 01.05. veröffentlichte Stepstone den Gehaltsreport 2015 . Darin finden sich für Fach- und Führungskräfte durchschnittliche Gehälter, aufgeteilt nach Branchen und Bundesländern sowie Studiengängen und Abschlüssen. So war es für mich interessant zu lesen, dass die durchschnittliche Fach- und Führungskraft in Deutschland laut Studie 52.000 EUR verdient. Da hebt wahrscheinlich die eine oder andere von diesen argwöhnisch die Augenbrauen.
Der durchschnittliche Arbeitnehmer, ohne die Ausprägung einer Fach- oder Führungsrolle verdient dagegen laut Statista ca. 31.000 EUR. Das ergibt immerhin einen Unterschied von 17.000 EUR. Offensichtlich scheint also Personal- und Fachverantwortung einen positiven Effekt auf das zu erwartende Gehalt zu haben. Aber natürlich ist das nicht der einzige relevante Faktor.
Persönliche Faktoren
Geschlecht
Bekannterweise verdienen Männer mehr als Frauen. Die sogenannte Gender-Pay-Gap liegt laut Statista in Deutschland um 22% , laut OECD hingegen bei 16% . Damit ist das Geschlecht leider einer der größten Faktoren für das zu erwartende Gehalt. Diese Lücke vergrößert sich sogar noch in Abhängigkeit der Branche. So verdienen Frauen in der Rechtsberatung, laut Gehalt.de rund 39% weniger als Männer. Ob das mit rechten Dingen zu geht?
Wohnort
Auch der Wohnort ist natürlich relevant. Glaubt man dem Gehaltsvergleich deutscher Städte des statistischen Bundesamtes, so verdienen die Bewohner der Städte Frankfurt am Main, München und Stuttgart am meisten. Generell liegen die Bundesländer Hessen, Bayern und Baden-Würtemberg an der Spitze des Stepstone Gehaltsreports. Sachsen-Anhalt hält dagegen die rote Laterne mit bis zu 30-40% weniger Gehalt.
Herkunft
Laut einer Studie des IAB 2013 ist das Herkunftsland von hoher Bedeutung für das zu erwartende Gehalt. So verdienen Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland teilweise nur 64% des Gehalts eines Deutschen. Die Studie führt dies teilweise auf sprachliche Probleme und Passung der Qualifikation auf die Anforderung zurück. Die Lücke kann allerdings mit Dauer der Betriebszugehörigkeit reduziert werden. Eine Ausnahme bilden Mitarbeiter aus den Niederlanden, UK und den USA. Da diese meist als Spezialisten ins Land geholt werden, verdienen sie im Vergleich zu Deutschen überdurchschnittlich.
Lebenslauf
Uni, FH und Ausbildung
In der Studie zum Thema „ Löhne nach der Ausbildung “ untersuchten Glocker und Storck den zu erwartenden Stundenlohn nach dem Studium oder der Ausbildung. Nach der Betrachtung lagen für Männer und für Frauen die Zahnmedizin auf Platz 1 und Medizin auf Platz 2. BWL und Jura belegen Platz 3 und 4. Bereits hier wird der Gender-Pay-Gap ausgewiesen.
Studienberufe lagen im Lohnvergleich deutlich vor den Ausbildungsberufen. Es ist also kein Wunder, warum noch immer so viele junge Menschen in die Unis strömen. Eine Ausnahme bilden da beispielsweise Ausbildungen im IT und Versicherungsbereich, diese können mit ähnlichen Stundenlöhnen aufwarten.
Abschluss
Nicht nur die Wahl des Studiengangs ist entscheidend für das zu erwartende Gehalt, sondern auch der Abschluss. Nach Stepstone sind die Promotion und das 2. Staatsexamen Garanten für einen Vorsprung im Gehaltsvergleich.
Auslandsaufenthalt
Das Manager Magazin hat 2013 untersucht, inwiefern bei Führungskräften der Auslandsaufenthalt eine Rolle für das Gehalt spielt. Bereits 1-3 Monate erwirtschafteten für eine Führungskräft im mittleren Management ein Plus von rund 15.000 EUR. Ab 4 Monaten bis 12 Monate, war es bereits eine Steigerung von 25.000 EUR. Auch wenn diese Zahlen sicher mit Vorsicht zu genießen sind, zeigen sie den groben finanziellen Nutzen eines Auslandsaufenthaltes deutlich.
Berufsjahre
Natürlich ist auch die Dauer der gesammelten Erfahrung relevant für die Bemessung des Gehaltes. Allerdings finden sich hierzu nur wenige Zahlen. Wahrscheinlich wird hier der Familienstatus, die Anzahl der Kinder und sonstige angenommene finanzielle Verpflichtungen zu Grunde gelegt.
Job
Branche
Nach Stepstone ist der Bankensektor sowie die Pharmaindustrie an der Spitze der einkommensstärksten Branchen. An letzter Stelle steht das Hotel- und Gastronomiegewerbe.
Berufsgruppen
Die Berufsgruppen Medizin (Ärzte), Recht und IT bilden die Top 3 der Berufsgruppen in Deutschland. Platz 4 geht an Ingenieurwissenschaften sowie technische Ausbildungsberufe.
Unternehmensgröße
Abhängig von der Unternehmensgröße (1-500/501-1000/>1000), verdienen Mitarbeiter in mittleren Unternehmen ca. 2.000 EUR mehr als in kleineren Firmen. In großen Unternehmen sind es dagegen bereits. knapp 4.000 EUR auf das Jahr gesehen. Auch diese Zahlen hängen sicher stark vom jeweiligen Unternehmen ab und sollten nur zeigen, dass es tatsächlich eine Steigerung gibt.
Ort
Logischerweise, ausgehend vom Wohnort, bezahlen Unternehmen in Hessen, Bayern und Baden-Würtemberg am meisten ihren Mitarbeitern. Auf Platz zwei liegen Hamburg, NRW, Rheinland-Pfalz und das Saarland.
Zusammenfassung
Allen Angaben ist eines gemeinsam. Sie betrachten eher die externen Faktoren des Arbeitsmarktes als die inneren Faktoren des Menschen. Ganz bewußt habe ich die Gehälter des Top-Managements hier nicht betrachtet, weil diesen meist sowieso rationale Faktoren zu fehlen scheinen. Wen dies dennoch interessiert, findet hier entsprechende Zahlen.
Sollte aber nicht vielleicht ein hoch motivierter Mitarbeiter mehr verdienen als ein weniger motivierter? Das ist natürlich bei falscher Anwendung von Persönlichkeitsanalysen gefährlich, bietet aber neue Bewertungsgrundlagen.
Warum sollte ein Consultant mehr verdienen als ein Kindergärtner? Während der eine womöglich seinen Kunden im Rahmen internationaler Steuerprojekte berät, kümmert und erzieht der andere die Nachkommen des Consultants. Auch der teils gravierende Gender-Pay-Gap ist heute mit nichts mehr zu erklären.
Zudem wird fast nirgendwo Opportunität gemessen und wieviel an ökonomischem Wert ein Mitarbeiter auf die Dauer seiner Berufstätigkeit noch für das jeweilige Unternehmen erwirtschaften könnte, Stichwort Potenzialanalyse. Höchstens bei der Bemessung des Risikos einer Invalidität, könnte eine Aufwertung des Gehalts erfolgen. Zum Beispiel bei der Verrichtung von sehr gefährlichen Arbeiten auf Bohrinseln.
Das jetzige Bemessen des Gehaltes ist stark vom Ermessen des Arbeitgebers abhängig, von externen ablesbaren Merkmalen sowie vom Verhandlungsgeschick des Mitarbeiters. Die meisten Gehälter werden also eher unter den genannten Werten liegen. Die Entlohnung des eigenen Schaffens ist längst nicht logisch, nachvollziehbar oder fair. Angebot und Nachfrage stellen ebenso einen Faktor dar, wie veraltete Rollenverteilung der Geschlechter. Das Einkommen unterliegt Vorurteilen und Schubladendenken. Die Arbeit mit dem größten nachhaltigen Wert für unsere Gesellschaft, erhält nicht notwendigerweise auch das höchste Gehalt.
Eine ganz andere Frage, ist was ein Mensch überhaupt zum leben benötigt. Hier verweise ich gerne auf meinen Betrag zum Thema Bedingungsloses Grundeinkommen.
Eine faire und umfassende Formel zur Berechnung des Gehaltes, scheint also noch in weiter Ferne. Allerdings gibt es vielsprechende Ansätze, bei denen die eigentlichen Fähigkeiten des Menschen in den Vordergrund rücken:
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