Neulich hatten wir ja das Thema von Unternehmen mit einer blühenden, lebendigen Unternehmenskultur. Ein Ur-Beispiel für so ein Unternehmen ist seit jeher der Pike’s Place Fishmarket in Seattle. Dort wird Fisch nicht nur einfach verkauft. Er wird sich laut schreiend zugeworfen. Die Mitarbeiter des Fischmarktes ergänzen den Verkauf von Meeresfrüchten um den Entertainment-Faktor und verbessern damit ihr eigene Stimmung und die Laune der Touristen und Kunden. Die Besucher wollen Teil des Spektakels sein und so kurbelt sich der Verkauf Die Mitarbeiter leben das Motto “Wir wollen der beste Fischmarkt auf der Welt sein!”

Im Management kursiert diese Blaupause gut gelaunter Mitarbeiter unter dem Label des Fish-Prinzips. Das Video im Anhang zeigt eine kurze Zusammenfassung. Vermarktet wird das Fish-Prinzip von John Christensen, CEO von Charthouse Learning.

Das Prinzip beruht auf vier einfachen Säulen:

• Being there
• Playing
• Making someone’s day
• Choosing your attitude

So schön es ist sich die fliegenden Fische in Seattle anzusehen, so gibt es allerdings auch Kritikpunkte. Für Kevin Carson, ein bekennender Anarchist aus den USA ist das Fish-Prinzip ein Ausdruck der Machtlosigkeit der Mitarbeiter welche letztendlich nur die Möglichkeit haben das beste aus ihrer an sich schlechten Situation zu machen.

Für mich ist der Punkt “Choosing your attitude” der größte Kritikpunkt. Er impliziert das wir unsere Einstellung jeden Tag frei wählen können. Wenn es so einfach wäre, stünde jeder von uns immer mit einem Grinsen auf. Diese Einstellung kann aber auch zu Depressionen führen. Wenn ein Mitarbeiter einfach nicht in der Lage ist, eine positive Grundeinstellung einzunehmen, verstärkt dieses Prinzip sein Leiden nur noch.

Darüber hinaus stehen zwar die Mitarbeiter des Pike’s Place Fish Markets im Vordergrund und sind eigentlich auch Urheber ihrer Arbeitsweise, doch glaube ich nicht an eine entsprechende Entlohnung. So gibt es beispielsweise auch Videos mit kritischen Stimmen der Mitarbeiter über den Begründer des Fish-Prinzips Christensen.