vielen Dank für Ihren Kommentar. Ich bin da Ihrer Meinung. Das Thema darf nicht beiseite geschoben werden. Es wäre bereits hilfreich, seitens der Politik einen Schwerpunkt im Bereich Forschung darauf zu legen. Damit bekäme man das BGE aus der Nische heraus.
Mit freundlichen Grüßen
Stefan Müller
vielen Dank für Ihren Kommentar. Ich glaube Ihre Ausführungen zeigen sehr gut die hohe Komplexität dieses Themas. Außerdem wird auch eine emotionale Komponente sichtbar. Ich freue mich auf weitere Kommentare!
Mit freundliche Grüßen
Stefan Müller
vielen Dank für diesen ausführlichen Kommentar. Erneut bin ich verblüfft wie vielschichtig das Thema BGE ist. Sicher können einige von Ihnen aufgeführte Punkte kontrovers diskutiert werden, zum Beispiel das sogennannte „Angst sparen“ in Deutschland. Sind Ihnen Studien oder Modelle bekannt, welche beispielsweise belegen, inwiefern Arbeit in Unternehmen (nicht) billiger wird?
Ich freue mich auf einen regen Austausch!
Mit freundlichen Grüßen
Stefan Müller
»Die Darstellung der Finanzierung durch Besteuerung des Konsums ist allerdings längst nicht so stichhaltig dargestellt wie im Ulmer-Modell, berücksichtigt dafür allerdings auch Import und Export.«
Das kommt darauf an, wer sich damit auseinandersetzt:
http://www.konsumsteuersystem.de/
Die Besteuerung von Einkommen und Konsum sind auch nicht zwei Gegenpole sondern lassen sich auch kombinieren:
https://www.youtube.com/watch?v=SV0Pg5ZMk14&feature=youtu.be&t=37m21s
3. Kritik
Zunächst bleibt festzuhalten, dass Arbeit nicht in gleichem Maße in allen Unternehmen billiger werden würde. Insbesondere den im heutigen Niedriglohnsektor arbeitenden Menschen muss man nach Bedingungslosen Grundeinkommen (BGE) schon attraktive Arbeitsplätze anbieten (Identifikation mit der Arbeit und sehr gute Arbeitsbedingungen). Der Hochlohnsektor wird dann um den heutigen Niedriglohnsektor werben müssen und bei vielen Arbeitsstellen wird man um eine angemessenere Entlohnung nicht herumkommen. Beim Hochlohnsektor selber ist hingegen davon auszugehen, dass das BGE nahezu vollständig im bisherigen Einkommen aufgeht, denn dort sind bereits vermehrt gute Arbeitsbedingungen vorhanden und bei einem hohen Gehalt (z.B. von 4000 € Netto) ist mit einem BGE (z.B. 1000 €) der Hebel nicht groß genug, um durch die Androhung der Kündigung das Gehalt nach oben zu schrauben, weil natürlich der gewohnte Lebensstandart eingebüßt würde.
Von sinkenden Arbeitskosten werden auch eher Unternehmen profitieren, die bisher durch die überwiegende Beschäftigung von menschlichen Arbeitskräften gegenüber Unternehmen im Nachteil sind, welche heutzutage durch den vermehrten Einsatz von quasi »schwarz arbeitenden« Maschinen sehr günstig produzieren können (eine Umstellung des Steuersystems in Richtung Konsum- statt Arbeitsbesteuerung würde dies noch stärker befeuern).
So oder so werden die sich die Gesamteinkünfte – also Grundeinkommen plus Gehälter – in den heutigen unteren und mittleren Einkommensklassen z.T. deutlich erhöhen. Auch das heutige »Angstsparen«, in Folge dessen viele Deutsche ihr Geld im Ausland angelegt haben, käme durch die Existenzsicherung eines lebenslange Grundeinkommens aus der Mode, womit dann mehr Investitions- und Kaufkraft in der Bevölkerung vorhanden wäre. Gerade diese Kaufkraft fehlt heute in Deutschland , um unser jährlich anwachsendes Importdefizit – das spiegelbildlich zu unserem Exportüberschuss existiert – auszugleichen, indem wir verstärkt mehr im Inland konsumieren, statt unsere Güter ins Ausland zu exportieren und dadurch unsere Nachbarn zu verschulden. Export und Import würden dadurch wieder mehr ausgeglichen werden und durch den Konsum von Importgütern aus dem europäischen Ausland würden wir auch unsere Nachbarn automatisch »entschulden«.
Zudem würde es vielen alten und hoffentlich auch neuen Unternehmern leichter fallen, stärker als bisher im Inland zu investieren bzw. neu zu gründen, weil durch das BGE natürlich Kaufkraft auch in Regionen kommt, die heute als »strukturschwach gelten. Dort würde sich aufgrund der gestiegenen Kaufkraft auch das Preisniveau an das der heute reicheren Regionen annähern, woraus sich wiederum steigende Umsätze für lokale Unternehmen ergeben würden. Diese könnten in Folge weiter expandieren und dadurch mehr Arbeitsplätze schaffen, deren Entlohnung sich ebenfalls an das steigende Preisniveau anpassen würden. Zusätzlich sinkt das Risiko für Unternehmensgründungen, weil durch das BGE die Existenz des Unternehmers, die seiner Familie und die seiner Angestellten jederzeit gesichert ist.
Subventionen für einzelne Unternehmen, ganze Branchen oder auch nur insgesamt für die deutsche (Export-)Wirtschaft würden nach Einführung eines BGE bald der Vergangenheit angehören, da es schlicht keine Notwendigkeit mehr gäbe, mit ihrer Hilfe künstlich Arbeitsplätze zu erhalten. Das würde bedeutet, dass sich die gesamte Wirtschaftsförderung – und damit auch die Strukturförderung in Deutschland in bestimmte Regionen – komplett verändern könnte. Ähnlich würde es bei einem EU-weiten BGE in Europa sein: Warum noch Milliarden in die Agrarwirtschaft pumpen, wenn doch alle dort Beteiligten schon mit einem BGE ausgestattet sind (gerade Ökobauern würden enorm von einem BGE profitieren und geben diesem nach eigener Auskunft bereits jetzt den Vorzug gegenüber den heutigen Agrarsubventionen)?
Mit der Auszahlung des BGE an seine Bürger, gibt der Staat auch mehr Verantwortung in die Hände der Menschen. Es liegt dann schlicht nicht mehr in seiner Macht zu bestimmen, welche Unternehmen und Branchen gefördert werden und welche nicht. Dies würde dann künftig nur noch indirekt durch die Bürger geschehen, die ihr BGE zu ihrer Arbeitsstelle mitnehmen und das von ihnen gewählte Unternehmen dadurch bei den Lohnkosten entlasten können (egal, ob bei einer bezahlten oder unbezahlten Tätigkeit). Dies wäre eine neue Art von basisdemokratischer Wirtschaftsförderung …
…
Das BGE ersetzt bestehende Sozialleistungen in seiner Höhe, also kann sich jeder ausrechnen, ab welchem BGE-Betrag seine bisherigen Transferleistungen entfallen, weil sie künftig im BGE aufgehen.
Leistungen, die nicht vom BGE gedeckt würden, müssten dann – solange, bis sie wieder durch eine Steigerung der BGE-Höhe obsolet würden – bei einer dafür zuständigen Behörde beantragt werden (BGE garantiert also in seiner Höhe ein garantiertes Einkommen, darüber hinaus braucht es weiterhin Bedarfsprüfungen für den Einzelfall).
Auch wenn ein BGE die Höhe des heutigen durchschnittlichen Nettoeinkommens hätte (ca. 1500 Euro), wird es immer noch Menschen geben, die bedeutend mehr Transferleistungen benötigen (Rollstuhlfahrer etc.). Solche speziellen Leistungen müssten dann zwar beantragt und von einer Behörde geprüft werden, aber die 1500 Euro wären auch für diese Menschen ohne Bedürftigkeitsprüfungen garantiert und würden deren Alltag im Gegensatz zur jetzigen Situation enorm erleichtern.
Des Weiteren wird es auch nicht möglich sein, Rentner mit höheren Rentensprüchen zu enteignen, da diese verfassungsrechtlich garantiert sind. Ein Rentner müsste also seinen Rentenanspruch, der über das BGE hinausgeht, nachweisen, damit er ihn weiterhin zusätzlich zum BGE ausbezahlt bekommt. Dieser zusätzliche Rentenbetrag würde dann – wie bereits heute – besteuert werden.
Also machen auch mit einem hohen – und eventuell weiter steigenden – BGE die heutigen Sozialgesetze Sinn und sollten nicht sofort mit Einführung des BGE über Bord geworfen werden.
Dafür bedarf es noch einer einzigen Bundesbehörde, welche die restliche Sozialbürokratie in sich vereint, um die schwindenden »BGE-plus-Bedarfe« zu verwalten (»Amt für Zusatzleistungen«).
http://www.youtube.com/watch?v=bOzOPzWTvSs
4. Andere Länder
Das Grundeinkommen kann – schon auf bescheidener Basis – dem Hunger in der Welt wirksam begegnen. Denn die Menschen brauchen nicht als erstes ein politisches System, freie Wahlen oder soziale Marktwirtschaft, sondern das Nötigste zum Überleben. Ob durch Gebühren auf Finanztransaktionen oder andere Abgaben – es ließe sich problemlos weltweit finanzieren.
http://bgekoeln.de/projekte/index.html
5. Ausblick
Im Netzwerk BGE-Kreise besteht die Möglichkeit, eigene Erfahrungen in einem geschützten Rahmen mit dem Grundeinkommen zu machen. Elemente von Tauschring, Komplementärwährung und Grundeinkommen wurden hier zu einer Einheit verschmolzen.
http://bgekoeln.ning.com/profiles/blogs/bedingungsloses-grundeinkommen-nicht-warten-sondern-starten
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